Instagram ohne Likes.
Während der US-Wahlkampf von Barack Obama 2008 noch als Digital und Social Media Glanzstück gefeiert wurde, hat sich seit 2016 und dem Aufkommen von Fake News das Blatt gewendet. Es gab zahlreiche Studien, die negative Effekte besonders von Social Media erforscht haben. Eine britische Studie aus 2017 stufte Instagram sogar als das Netzwerk der fünf großen (Instagram, Facebook, Twitter, Snapchat) ein, mit dem größten negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit. Vor allem bei Jugendlichen durch Cybermobbing aufgrund von Followerzahlen.
Auf der f8 Entwicklerkonferenz von Facebook wurde 2019 dann endgültig darauf reagiert. Neben neuen witzigen, teils innovativen Features, stand Instagram-Chef Adam Mosseri auf der Bühne und verkündete, man wolle sich wieder den eigentlichen Zweck zuwenden, nämlich seine Momente mit Freunden teilen, und den Druck aus dem Netzwerk nehmen. Druck, der beispielsweise durch Vergleichbarkeit der Likes oder die globale Öffentlichkeit entsteht.
„Wir möchten nicht, dass sich Instagram wie ein Wettbewerb anfühlt.“
Adam Mosseri, Head of Instagram
Nutzerrückmeldungen und Analysen haben dazu geführt, dass man sich mit kurzlebigem Content und privaten Interaktionen beschäftigte, woraus das Instagram-Format Stories oder auch die wiederbelebten Facebook-Gruppen entstanden. Auch kündigte Mosseri auf der f8 bereits an, dass man sogenannte “Privat Like Counts” austesten würde.
Kanada und Australien ohne Instagram Likes
Die Testphase begann im April in Kanada, wie der Tweet von Coderin Wong zeigt. Gestern ist nun dieses Änderung probeweise in Australien gestartet. Instagram-Nutzer in Australien können nicht mehr sehen, wie viele Likes ein fremder Beitrag oder ein fremdes Profil hat. Man sieht dabei nur wer geliked hat, aber nicht die Gesamtzahl. Für eigene Posts und Profile bleibt diese Zahl weiterhin einsehbar. Weitere Länder der Testphase sind Irland, Italien, Japan, Brasilien und Neuseeland.
Dark Social und neue Metriken für Social und Online Media
Der Begriff “Dark Social” geistert ja nun schon seit einiger Zeit durch die Branche, genauer gesagt seit 2012, als ihn Alexis Madrigal, der ehemaligen stellvertretenden Chefredakteur der Zeitschrift The Atlantic, in seinem Artikel erwähnte und damit prägte. Dabei geht es darum, dass Nutzer mehr und mehr Inhalte eher in kleinen, privaten Freundesgruppen in Apps wie Messaging-Apps ( WhatsApp, WeChat und Facebook Messenger) oder gar per E-Mail geteilt werden. Damit verlieren viele Online-Metriken ihre Basis, weil beispielsweise Referrals wegfallen oder Werbetags abgeschnitten werden. Nun sind also auch endlich die absoluten Zahlen dran. Denn oft geht es Unternehmen rein um die Anzahl der Follower, im Sinne der Reichweite. Ohne sich jedoch ernsthaft darüber Gedanken zu machen, wie man diese Reichweite sinnvoll nutzen möchte. Gerade Online, wo der nächste Konkurrent nur einen Klick entfernt ist und die nächste Plattform morgen gehypet werden könnte, herrschen Push-Marketing Maßnahmen vor, weshalb es womöglich nur eine Frage der Zeit war, bis dieser Sinneswandel zum Vorschein tritt.