Airbnb Trips - von der Zimmerbuchung zur umfassenden Reisebegleitung
Kürzlich verkündete Airbnb-CEO Brian Chesky auf ihrer Produktkonferenz in Los Angeles, die sie seit 2013 austragen, dass sich das Unternehmen grundlegend verändern wird. Mit der Ausweitung auf eine ganzheitliche Urlaubs- und Reiseerfahrung der Plattform, und auch wie sie als Vermarkter funktionieren müsste, ist es zu erheblichen Renovierungen gekommen. Ein neues Airbnb.
Die Reiseplanung hat sich in den letzen Jahren grundlegend verändert. Und ohne Zweifel hat Airbnb seinen Teil dazu beigetragen, indem sie Reisenden einen größeren und flexibleren Zugang zu Angeboten auf der ganzen Welt schafften.
Tag 1 des Airbnb Open 2016 LA
Aber es ist laut Airbnb noch nicht ein voll demokratisches Geschäft, denn um als Gastgeber teilnehmen zu können, muss man ein Zuhause haben. Die Welt der Konsumenten verändert sich jedoch stetig. So auch deren Ansprüche und Verhalten. Heute, wo man mehr und mehr persönliche bzw. personalisierte Erfahrungen sucht, möchte Airbnb nicht mehr nur über Unterkünfte reden. Stattdessen möchte man Menschen und ihre Leidenschaften zusammenbringen, um so maßgeschneiderte Erfahrungen anzubieten, die man nicht über gewöhnliche Reiseanbieter bekommt. Diese Leidenschaften können von A bis Z alles sein, womit man quasi alle Menschen mit einem Schlag miteinander verbindet. Airbnb wird zur Plattform von Urlaubserlebnissen wie Ausflüge zu lokalen Sehenswürdigkeiten oder Events.
Homes. Experiences. Places. Welcome to the World of Trips.
Steckt man mehrere 30-Sekünder zusammen, können auch 90 Sekunden oder eine zweiminütige Kino-Werbung daraus entstehen. Das verbindende Element, neben der wiedererkennbaren Bildsprache, wird die Endsequenz sein, das Kaleidoskop von Plakaten, das "Welcome to the world of trips" sagt.
Ein interessanter Ansatz. Ein höchst standardisiertes Vorgehen mit möglichst individuellen und zugeschnittenen Ergebnissen. Und einer großen Variabilität. Denn möchte man z.B. eine Stadt oder Region bewerben, können eben Unterkünfte, Aktivitäten und Angebote in einem Rutsch zusammengelegt werden.
Experiences. Entdeckungen machen, an unbekannten Orten, mit lokalen Größen.
Entdeckungen ist neben den Unterkünften die erste große Neuerung und Erweiterung von Airbnb. Dabei geht es um eine Art buchbare Touren, jenseits des Mainstreams und des normalerweise Buchbaren. Damit sind lokale Aktivitäten, einzelne Künstler oder Anbieter oder auch soziale Gemeinschaftsprojekte gemeint. Also authentische Erfahrungen in einer Stadt, die man üblicherweise als - wenn man nicht gerade der klassische Pauschaltourist und All-Inclusive-Bucher ist - Reisender sucht, aber nicht selten findet, wenn man nicht jemanden vor Ort kennt oder durch Zufall rein stolpert.
In Zeiten wo es immer mehr im Individualisierung und die "Instagramisierung" von Reisen und Erlebnissen geht, in der Massenreisen in Hotelbunker den modernen Reisenden nicht mehr reizen, kommt die Öffnung des Angebots genau richtig. In Zeiten wo man als Reiseblogger kein schlechtes Geld verdienen kann, indem man eben genau über diese lokalen Juwelen schreibt und sie anderen zugänglich macht, scheint es ein vielversprechendes neues Geschäftsmodell für Airbnb zu sein.
Places. Orte finden, die von einheimischen Kennern empfohlen werden. Und direkt Reservieren.
Mit Places schließt Airbnb die Lücke zwischen der Unterkunft - sprich: irgendwo ankommen - und den Entdeckungen, als konkrete Aktivitäten. Die hinterlegten Orte sind Empfehlungen zu bestimmten Themengebieten, wie Whiskey Bars, lokalem Essen oder Musikclubs. Insider und Kenner schreiben ihre Empfehlungen auf, die man besuchen sollte. Zusätzlich dazu gibt es noch spezifische Hinweise, wie etwa Highlights auf der Menükarte oder bestimmte Abende, an denen man die Location besuchen sollte.
Ein wichtiger Punkt, der nicht untergehen sollte, ist die Möglichkeit innerhalb der Airbnb App direkt solche Orte zu reservieren, das über die Partnerschaft mit dem Reservierungs-Anbieter Resy realisiert wird.
Der Reiseplan als Sammlung aller Aspekte der Reise.
Ein spannendes Feature ist die Reiseübersicht. Darin werden automatisch alle über Airbnb gebuchten Teile einer Reise hinterlegt. Eine Auswahl möglicher oder die bereits gebuchte Unterkunft, sowie spezielle Aktivitäten und Entdeckungen in der jeweiligen Stadt. Chronologisch aufgeführt, sodass die Übersicht auch zum Planer und Organisator einer Reise wird. Natürlich mit dem Ziel, das User in Zukunft dadurch mehr über die App buchen werden. Ähnlich wie bereits 2014 Google Stories GPS Bewegungsdaten und geschossene Fotos zu automatisierten Reiseberichten zusammenstrickte. Ein Feature, dass vollständig als Assistent in der Fotos App in Android integriert ist.
DEMOKRATISIERUNG DER KOMMUNIKATION
Aber nicht nur das Angebot ändert sich und experimenteller, sondern auch die Kommunikation des Angebots wird neu aufgestellt. Es basiert auf dem Konzept der Erfahrungen und der Demokratisierung, so dass die Vermarktung selbst auch "demokratisiert" wird, wie es von Chesky heißt. Damit soll es sich weg von den traditionellen Werbemustern bewegen, hin auch zu einem mehr experimentellen und individuellen Aufbau.
So werden wohl weltweit erstmalig in der Konsequenz alle Marketing-Inhalte aus dem Produkt-Content kommen und alle Produktinhalte werden dem Marketing dienen. Konkret bedeutet es, dass jeder Host einen 30-Sekunden-Trailer haben wird, jeder Host ein Poster. Es wird damit Format- und Qualitätsvorgaben geben, die mit individuellen Inhalten von jedem Host gefüllt werden können. Alle Printsachen werden damit allein Host-Plakate werden. Alle digitale, Video-, TV-, Kino-Arbeiten werden nur die 30-Sekunden-Trailer werden.
Highlights des Airbnb Open 2016 LA
Angriff auf Google, Facebook, Yelp und Reiseblogger?
Mit der neuen Ausrichtung ist Airbnb ganz klar kein Spezialanbieter mehr, der "nur" die Hotelbranche ärgert. Mit der Ausweitung auf eine ganzheitlichere Reise- und Urlaubsplanung steht sich das Startup wesentlich breiter auf und fängt dadurch an in fremden Gewässern zu fischen. Google Trips ist wenige Monate alt und schlägt in dieselbe Kerbe. Facebook versucht sich ohnehin in alle Aspekte des Alltags zu integrieren. Gefährlich könnte es hingegen für die verbliebenen Spezialisten wie Yelp, Foursquare oder auch OpenTable werden. Wesentlich bedrohlicher jedoch wird diese Entwicklung für die klassischen Reiseanbieter, die bisher weitestgehend digitale Trends verpennt haben und nur mit Mühen dagegen ankommen werden.
DURCHSUCHE COVERSTORIES: